Die Kälber optimal füttern

Die intensive Fütterung von Kälbern und jungen Rindern ist die Grundlage für wirtschaftliche, langlebige Kühe.

Praxis-Tipp

Landwirt Robert sagt: „Kälber und Rinder kosten viel Geld.

Daher war ich mir lange Zeit unschlüssig, ob ich meine Aufzuchtkosten besser im Griff habe, wenn ich sie möglichst «sparsam» aufziehe.

Wieviel Kapital fliesst in der ersten Laktation denn tatsächlich wieder zurück? Ich habe deshalb wirklich nur wenig in die Aufzucht investiert – und viel, wahrscheinlich zu viel, dem Zufall überlassen». 

Langlebige Tiere aufziehen

Roberts frühere Rechnung hinkt. Denn die negative Kapitalbilanz der Aufzucht dreht sich erst ab der dritten Laktation ins Positive.

Es ist wirtschaftlich also viel entscheidender, dass die Kühe langlebig sind.

Und der Grundstein dafür wird schon sehr früh im Kälberleben gelegt.

Praxis-Tipp

Röbi erzählt weiter, dass er früher in Punkto Kälberfütterung vor allem die Schweizer Vorschriften erfüllt hat – aber nicht mehr:

«Lange Zeit habe ich den Kälbern ab der zweiten Lebenswoche Heu gefüttert und Wasser in einem Kessel hingestellt.

So wie es unser Gesetz vorschreibt».

Grundfutter anbieten

Spätestens ab der zweiten Lebenswoche müssen Deine Kälber Heu- und Grundfutter bester Qualität fressen können.

Das ist gesetzlich vorgeschrieben. (Art. 37 Abs. 1 TSchV)

Praxis-Tipp

Röbi hat seine Strategie mittlerweile geändert:

«In einem Seminar zur Aufzucht-Optimierung habe ich gelernt, dass sich eine intensive, auf den ersten Blick ziemlich teure, Kälber-Fütterung später auszahlt:

Wenn die Rinder möglichst früh zum ersten Mal besamt werden können und jung abkalben».

Intensive Strategie

Die Empfehlung lautet zwar «Möglichst früh besamen»  – aber das Ganze bitte nicht blindlings.

Damit diese Strategie aufgeht, müssen Kälber und junge Rinder sehr bewusst intensiv betreut und richtig gefüttert werden. Beachte wichtige Eckpunkte.

Fressen und verdauen

Deine Kälber sollen von klein an möglichst viel fressen und ihr Futter gut verdauen. 

Bedarfsgerecht versorgen

Die jungen Rinder brauchen bis zur ersten Besamung eine bedarfsgerechte Versorgung.

Intensität kontrollieren

Die Aufzuchtintensität orientiert sich also stark am jeweiligen Wachstumspotential der Tiere. 

Praxis-Tipp

Röbi gibt seinen Kälbern jetzt spezielles Aufzuchtfutter:

«Seit diesem Aufzucht-Seminar biete ich spätestens ab dem 7. Lebenstag langsam steigernd ca. 1 kg Kälbermüsli pro Tag an.

Ich habe das Gefühl, dass die Kälber dadurch das Fressen lernen. Einfach, weil es ihnen gluschtig schmeckt. Ausserdem wachsen sie seither sichtbar besser und ich habe viel weniger Probleme mit Kälberkrankheiten.

Später, um die Zeit des Absetzens von der Milch  bekommen sie dann rund 2 kg Kraftfutter am Tag. Seither brüllen sie hinterher nicht mehr tagelang nur die Wand an».

Kraftfutter für Kälber

Ein hohes Nährstoffangebot schon zur Tränkezeit wirkt sich positiv auf das Immunsystem und die Gesundheit der Kälber aus.

Spezielles Kälber-Kraftfutter (Aufzuchtfutter oder Kälbermüsli) unterstützt die Energieaufahme und -verwertung der Tiere.

Erreichen Deine Kälber hohe Zunahmen, nutzt Du ihr Wachstumspotential aus und stärkst ihre Widerstandsfähigkeit. 

Fressen lernen

Beginne daher spätestens ab der zweiten Lebenswoche Deiner Kälber mit der Kraftfuttergabe und füttere sie ab dann kraftfutterbasiert. 

Guter Geschmack

Durch das süssliche Aufzuchtfutter oder Kälbermüsli lernen Deine Kälber gerne zu fressen. 

Schnelle Entwicklung

Die leichtverdaulichen Kohlenhydrate des Kraftfutters fördern die rasche Entwicklung des Pansens. 

Bessere Verdauung

Rauhfutter kann mit einem funktionierenden Pansen besser aufgeschlossen und verwertet werden. 

Hohe Zunahmen

Eine reine Heu-Fütterung bei den jungen Kälbern reicht für hohe Zunahmen dagegen nicht aus

Unsere Empfehlung

In einer Bilderstrecke (in Englisch) zeigt die amerikanische PennState University eindrückliche Fotos von der Entwicklung des Kälberpansens.

Bei Fütterung von Milch und Getreide (milk and grain) entwickeln sich die Pansenzotten und Pansenwand viel schneller und deutlicher als bei reiner Heu-Fütterung (milk and hay).

Die Propionsäure, die im Pansen aus der Stärke des Futters entsteht, unterstützt diese Entwicklung.

Hoher Energiebedarf beim Absetzen

Die Zeit des Absetzens von der Milch birgt die grosse Gefahr eines Wachstumsknicks:

Weil die Energie aus der Milch wegfällt, müssen die Kälber ab dann ihren hohen Energiebedarf nur durch Fressen decken. 

Wissen wie’s geht

Gut, wenn die Kälber schon vor dem Milchentzug gelernt haben wie «man frisst» 

Ein Kilo oder mehr

Gewöhne Deine Kälber also vorab daran, deutlich über 1 kg Aufzucht-Futter pro Tag zu fressen.

Dem Knick vorbeugen

Mit ca. 2 kg Aufzuchtfutter pro Tier und Tag kannst Du den Knick in der Zunahme geringhalten. 

Auf Grundfutter umstellen

Die Umstellung fressender und gut verdauender Kälber auf eine grundfutterbasierte Ration klappt.

Grundfutter vorlegen

Je nach betrieblicher Situation eignet sich Heu und Silage als Grundtutter ergänzt mit Aufzuchtfutter, aber auch spezielles Kälbermash, für die abgesetzten Kälber. Betriebe mit TMR-Fütterung bei den Milchkühen können ihren Kälbern auch diese vorlegen.

Praxis-Tipp

Röbis Kälber haben immer frisches Wasser:

«Die Wasserversorgung meiner Kälber ist mir wichtig! Während der Zeit im Iglu reinige ich mindestens einmal pro Tag ihren Eimer – im Sommer sogar morgens und abends.

Später können sie an einem Tränkebecken mit eingebautem Schwimmer trinken. Dann müssen sie die Bedienung eines Beckens nicht zuerst lernen. Auch dort achte ich immer drauf, dass das Wasser sauber ist und putze die Tränke mindestens einmal pro Woche gründlich. Dadurch trinken die Kälber mehr und fressen besser – die Ration beginnt so erst richtig zu laufen.

An kalten Tagen im Winter achte ich darauf, dass das Wasser in den Kübeln nicht gefriert und wärme das Tränkebecken über eine Heizspirale».

Wasser ab Geburt

Alle Kälber müssen von Geburt an stets freien Zugang zu Wasser haben.

Die Milchtränke ersetzt Wasser nicht.

Nach dem Absetzten Deiner Kälber wird frisches Wasser ein wichtiger Faktor für deren weitere Entwicklung. Ihre Futteraufnahme korreliert ab jetzt eng mit der Wasseraufnahme.

Trotz Milchtränke

Auch bei ad libitum Milchtränke müssen die Kälber Wasser immer zur freien Verfügung haben.

Besseres Wiederkauen

Getrunkenes Wasser erleichtert schon kleinen Kälbern wieder zu kauen und ihr Futter zu verdauen.

Nach dem Absetzen

Um 1kg Trockensubstanz fressen zu können, benötigen Kälber und junge Rinder rund 3 Liter Wasser. 

Unsere Empfehlung

Auf der DCHA-Conference 2017 (Dairy Calf and Heifer Association) (englisch – S.42 und 43 des pdfs) betonte der amerikanische Kälberspezialisten Noah Litherland wie wichtig viel frisches Wasser für die erfolgreiche Jungvieh-Aufzucht ist und wie es die Tageszunahmen stark beeinflusst.

Denn im Pansen können die Mikroben die Futterpartikel mit viel Wasser besser umspülen, es erleichtert den Tieren das Wiederkauen und die Pansenpassage des Futters wird schneller, da es besser «flutscht».  

Zeit der Entwicklung

Im ersten Lebensjahr wird der körperliche Rahmen der Tiere festgelegt.

Lebenswichtige und leistungsfähige Organe entwickeln sich in dieser Zeit. Der erste Brunstzyklus beginnt und die Euteranlage entsteht. Das

Skelett und die Organe wachsen jedoch nicht im Gleichklang. Muskeln  brauchen für ihr Wachstum länger als Knochen und Fettdepots bilden sich erst gegen Ende der Aufzuchtphase nach der vollständigen Entwicklung der Muskulatur. Darum schiessen Kälber und junge Rinder zuerst in die Höhe und nehmen erst dann an Umfang zu. 

Wachstums-Kontrolle

Das Wachstumspotential der Milchrassen macht sehr hohe Zunahmen während der ersten zehn Monate zwingend.

Du solltest Tageszunahmen von >850 g erreichen.

Doch kennst Du das genaue Gewicht Deiner Tiere wirklich? Weisst Du, ob die Ration für Deine Kälber passt und die Fütterungsintensität bei den Rindern richtig ist?

Deshalb solltest Du jede Möglichkeit nutzen und das Wachstum Deiner Kälber und Rinder kontrollieren.