Kälber tränken
Die Kälber richtig tränken
Die Kälbertränke ist in den letzten Jahren immer wieder Diskussionsthema: Wieviel, wann, welches Kalb trinken soll oder darf grenzt schon fast an Philosophie. Sicher ist, je mehr Milch ein Kalb auf möglichst viele kleine Portionen aufgeteilt bekommt, umso höher sind seine Tageszunahmen und in den meisten Betrieben auch die Kälbergesundheit.
Ad libitum in der Praxis
Arbeitswirtschaftlich sind diese Vorschläge auf vielen Betrieben nur über einen Tränkeautomat oder über angesäuerte Kalttränke (Joghurtmilch) zu lösen.
Beratungsartikel (PDF)
Joghurt-Tränke für Kälber (01/15)
Mit einem Nuggi
Trinkt Dein Kalb an einem Nuggi, funktioniert sein Schlundrinnenreflex, d.h. die Milch gelangt direkt in den Labmagen und nicht in den Pansen. Wird das Kalb ohne Saugvorrichtung direkt aus dem Kessel getränkt, schliesst sich die Schlundrinne nicht und die Milch läuft in den Pansen.
Milch in den Labmagen
Beim neugeborenen Kalb ist der Labmagen der grösste (ca. 2 Liter Fassungsvermögen) der 4 Mägen und entwickelt für die Milchverdauung. Bei zu grossen Mengen Milch pro Mahlzeit ist die Gefahr gross, dass die Milch aus dem Labmagen zurück in den Pansen fliesst – vor allem, wenn Deine Kälber hektisch trinken.
Praxis-Beispiele
Machen Dir Deine Tränkekälber immer mal wieder Probleme und Du weisst nicht so recht, was Du falsch machst oder was Du ändern könntest ? Vielleicht können Dir diese Tipps aus der Praxis weiterhelfen ?
Ein Nuggi pro Kalb
Praxis-Tipp:
Bäuerin Ursi ist auf ihrem Familienbetrieb fürs Tränken der Kälber zuständig. Sie erzählt: „ Früher hatten wir Jahre Probleme mit Infektionskrankheiten wie Durchfall und Kälbergrippe zu kämpfen. Wir bekamen die hohe Ansteckungsrate in den Griff, seit jedes Kalb einen eigenen Nuggi hat. Diesen koche ich täglich aus.“ In der Praxis nummeriert sie die Kälber auf einer Liste und ordnet jedem einen ebenso nummerierten Nuggi zu.
Über Tränkeeimer oder Nuggis, die Du von Tier zu Tier verwendest und die Du dazwischen nicht sauber reinigst, überträgst du unkontrolliert Krankheitserreger. Deshalb greifen Kälberkrankheiten oft im gesamten Kälberbereich um sich.
Keine Sperrmilch
Praxis-Tipp:
Landwirt Töni erzählt: „Früher als mein Vater noch für die Kälber zuständig war, haben wir grundsätzlich die Sperrmilch an die Kälber vertränkt. Das erschien ihm damals kostengünstig und eine gute Entsorgungsmöglichkeit für diese Milch. Es hat eine Weile gedauert, bis er verstanden hat, dass wir dadurch laufend kranke Kälber produziert haben, die dann ja auch wieder Geld kosten. Seit wir nur noch Tankmilch an die Kälber verfüttern, hat sich die Kälbergesundheit deutlich verbessert“.
Bitte vertränke weder keimbelastete noch hemmstoffhaltige Milch an Deine Kälber. Durch Sperrmilch überträgst du erwiesenermassen Krankheitserreger auf deine Kälber (Zellgehalts-Milch) oder unterstützt die Bildung von resistenten Keimen (Hemmstoff-Milch).
Gegenseitiges Besaugen
Praxis-Tipp:
Bäuerin Claudine berichtet: „Früher haben wir auf dem Betrieb häufig Probleme mit Kälbern gehabt, die sich gegenseitig besaugt haben. Seit wir nur noch Nuggis verwenden, die sich schwer zusammendrücken lassen und die einen hohen Widerstand haben, da sie an einem Schlauch angeschlossen sind, ist es viel besser geworden. Die Kälber sind eine Zeit lang beschäftigt und können ihr Saugbedürfnis stillen.
Saugen Deine Kälber aneinander ist das ein Zeichen dafür, dass etwas in Deiner Kälberaufzucht nicht stimmt. Sie können entweder ihr natürliches Saugbedürfnis nicht befriedigen oder sie sind hungrig oder müssen anderweitigen Stress abbauen.
Schonendes Abtränken
Praxis-Tipp:
Betriebsleiter Matthias erzählt: „Früher hatten wir immer recht wenig Platz im Kuhstall als wir auch noch die Kälberboxen darin untergebracht hatten. Wir mussten immer schauen, dass die Kälber, die zum Abtränken kamen, am selben Tag noch in den Jungviehbereich umgestallt wurden – so dass die nächsten Kälber nachrutschen konnten. Seit wir einen separaten Kälberbereich angebaut haben, hat sich das entspannt. Wir lassen die Abtränker jetzt noch für ein paar Tage in ihrer gewohnten Umgebung und am gleichen Futter. Seither fallen sie uns nicht mehr in dieses grosse Loch nach dem Absetzen der Milch. Sie werden nicht mehr struppig, sondern halten ihre Tageszunahme besser“.
Vermeide, dass das Absetzen der Milch mit einer Gruppen- oder Stallumstellung zusammenfällt. So kommen nicht mehrere Stressfaktoren zusammen.