Risse im Zitzengummi
Bildbeschreibung und Interpretation
Der Kragen am oberen Ende dieses Zitzengummis ist eingerissen (im Bild auf 5.00 Uhr).
Dieser Teil des Melkzeugs umschliesst die Zitze während des Melkens. Durch den Riss sitzt das Melkzeug vermutlich schlechter an den Zitzen. Es besteht die Gefahr, dass es deshalb nach oben klettert und die Zitzenbasis abschnürt oder dass die Haut der Zitze im Riss eingeklemmt wird. Beides ist für die Kühe unangenehm bis schmerzhaft, wodurch sich manche Kuh mit diesem beschädigten Zitzengummi nicht vollständig ausmelken lässt.
Risse in den Gummiteilen der Melkanlage sind ausserdem immer ein Hygiene-Risiko, da sich dort Keime vor der Reinigung verstecken können. Keime, die an kaputten Zitzengummis haften, sind immer ein Risiko für die Tiergesundheit. Denn sie sind mit dem Euter direkt in Berührung und können diese infizieren. Diesbezüglich besonders riskant sind Risse im Schaft des Zitzengummis. Durch sie tritt immer wieder Milch in den Pulsraum dahinter ein und bietet dort geschützt vor der Melkmaschinenreinigung ein optimales Nährmedium für Bakterien und andere Keime.
Generell sind defekte, poröse oder alternde Zitzengummis problematisch für die Eutergesundheit, denn durch die geringere Elastizität ist die Belastung der Zitze beim Melken höher und der Ausmelkgrad des Euters vermindert.
Ursachen
Die gepulsten Bewegungen der Zitzengummis während des Melkens und der Reinigung, sowie ihre chemischen Belastungen durch Milch, Fett, heisses Wasser und Reinigungsmittel schädigen sie fortlaufend. Das Gummimaterial ermüdet, es wird rau und spröde. Es entstehen dadurch besonders im Schaft des Zitzengummis Haarrisse.
Der Kragen eines Zitzengummis wird auch mechanisch belastet: Man reisst daran, wenn sich die Melkzeuge zum Beispiel nur schwer aus der Spülaufnahmen lösen lassen. Auch Blindstopfen, wie man sie zum Melken von drei-strichigen Kühen benutzt, können die Zitzengummis an dieser Stelle verletzen.
Ziel
Ziel muss es sein, zu vermeiden, die Eutergesundheit der Herde zu erhalten - das heisst: Man muss die beschädigten Teile ersetzen.
Massnahme
Es ist es wichtig, Zitzengummis oft genug zu wechseln – am besten bevor sie reissen.
Herstellerangaben empfehlen einen Wechsel nach 2500 Melkungen bei schwarzen Gummis und 5000 bei Zitzengummis aus Silikon. Andere raten zu einem Tausch nach 750 bzw. 1500 Betriebsstunden. Alle Gummiteile der Melkanlage müssen mindestens einmal pro Monat gründlich in Augenschein genommen werden, damit Defekte schnell auffallen und entsprechend behoben werden können.
Unsere Empfehlung
Melkberater M. Hubal errechnet auf der Webseite der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erstaunliche Zahlen, wie oft sich ein Zitzengummi pro Tag gespannt und wieder entlastet wird: Durch den ständigen Druckwechsel beim Melken bewegt sich das Zitzengummi 60Mal pro Minute - also im Schnitt ca. 300Mal beim Melken einer Kuh. Dazu kommen die Bewegungen während des Reinigungsprogramms. Er errechnet 5000 Bewegungen eines Zitzengummis am Tag – im AMS kommt er sogar auf 40.000 Bewegungen pro Tag. (Seite nur auf Deutsch).
Beratungsartikel
Auch der Beratungsartikel im Toro 02/2023 beschäftigt sich mit Melkarbeit, -hygiene und Kontrollmassnahmen bei der Milchgewinnung: Wo unterscheidet sich das Melken mit einem Automatischen Melksystem (AMS) in diesen Punkten vom herkömmlichen Melken?