Kälber versorgen
Die neugeborenen Kälber versorgen
Die Aufzucht beginnt eigentlich schon während der Trächtigkeit – spätestens aber gleich nach der Geburt des Kalbs.
Beratungsartikel (PDF)
Das ungeborene Kalb (04/13)
Willkommen im Leben (03/23)
Praxis-Tipp: Starterbox
Vorteilhaft für die Erstversorgung von Kuh und Kalb ist eine flexible Einrichtung mit vier Seitenwänden, die im Fressbereich der Kuh platziert ist: Die Starterbox.
Was bringt sie für die Kuh, das Kalb und den Landwirt?
- Die Kuh steht auf, kommt ans Fressgitter, leckt das Kalb, dort wo sie auch frisst.
- Das Kalb liegt im sauberen Bereich
- Der Landwirt hat die Kontrolle über die Kuh (Steht die Kuh auf? Trinkt sie? Frisst sie?) und kann sie melken, während die Kuh das Kalb leckt (Oxytocinwirkung).
Lies mehr zur Starterbox im Beratungsartikel des Toro 04/2019.
Den Nabel in Ruhe lassen
Dabei lässt Du den Nabel Deines frischgeklabten Kalbs am besten einfach in Ruhe. Durch eine Manipulation ist die Infektionsgefahr gross! Auf keinen Fall solltest Du den Nabel abbinden.
Ungünstig ist, wenn Du Sägemehl in der Abkalbebox verwendest, da dies am frischen Nabel kleben bleibt.
Biestmilch trinken lassen
Dann stallst Du das Kalb in eine sauber eingestreute, trockene und zugfreie Box oder ein Iglu um und versorgst es innerhalb 2 Stunden nach der Geburt mit mindestens 2 Liter gehaltvoller Biestmilch.
Die frühe Prägung des Stoffwechsels
Beim Menschen sind sie schon lang bekannt: Einflüsse, die während der Schwangerschaft und der Neugeborenenphase auf ein Baby einwirkt und dessen spätere Empfänglichkeit für Krankheiten beeinflussen.
Auch bei Rindern mehren sich die Hinweise, dass die Stoffwechselgesundheit bereits während der Trächtigkeit, der Biestmilch- und Tränkephase geprägt wird.
Biologen sprechen dabei von «epigenetischen Einflüssen» auf das Erbgut. Das Erbgut selbst, die DNA, wird durch sie nicht verändert. Die Aktivierbarkeit und die Funktion einzelner Gene wird aber chemisch modifiziert.
Einflüsse beim Menschen
Bei Mangelernährung der Mutter passt der Fötus seinen Stoffwechsel an. Er verändert Regelmechanismen, um Energie effizient zu nutzen. Diese Überlebensvorteile erhöhen später das Risiko für die «Zivilisationskrankheiten» (Barker Hypothese).
Viel Biestmilch und ad libitum Tränke
Eine gute Biestmilchversorgung und eine ausreichende (ad libitum) Milchtränke in den ersten vier Lebenswochen scheinen besonders wichtig für die spätere Stoffwechselgesundheit zu sein. Das zeigen Untersuchungen aus Deutschland.
…das ist Epigenetik
Die Aktivierbarkeit und die Funktion einzelner Gene können chemisch durch äussere Einflüsse modifiziert werden. Diese Modifikationen können an die nächste Generation weitergegeben werden. Sie sind genomisch nicht nachweisbar – man sieht ihre Auswirkungen aber am Individuum (phänotypisch).
Beratungsartikel
Mehr zu den epigenetischen Auswirkungen während der Trächtigkeit und der findest Du im Beratungsartikel «Die frühe Prägung des Stoffwechsels», Toro 03/2021.