Was die Herde riecht – der Geruchsinn der Kühe

Der Geruchs- und Geschmackssinn der Rinder ist viel ausgeprägter als der unsere. Denn der menschliche Geruchsinn ist eher rudimentär!

Zwei Geruchsorgane

Rinder haben wie andere Tiere auch zwei unterschiedliche Organe, um Gerüche zu erkennen:

  • Die Riechzellen in der Nasenschleimhaut 
  • Das Jacobsonsche Organ (Vomeronasal Organ), eine schlauchartige Einbuchtung, die zwischen Gaumen und dem Boden der Nasenhöhle eingebettet ist. Menschen fehlt dieses spezielle Geruchsorgan. 

Unsere Empfehlung

Wie der Geruchssinn bei Mensch und Tier chemisch funktioniert, erklärt die Seite das Gehirn.info sehr anschaulich. 

Saubere Nase

Gesunde Rinder und Kühe halten ihre Nasenöffnung ständig mit der Zunge sauber. Dass dies anatomisch überhaupt möglich ist, zeigt, wie wichtig die Geruchswahrnehmung für diese Tierart ist.

Gutes Gedächtnis

Kühe unterscheiden zwischen positiv- und negativ-besetzten Gerüchen und können sich lange Zeit an sie erinnern. Auf unbekannte Aromen reagieren sie zum Teil sehr sensibel. Intensive, fremde Gerüche wie zum Beispiel Parfum können grosse Unruhe in einer Herde hervorrufen.

Die Riechzellen der Nasenschleimhaut

Mit den Riechzellen ihrer Nasenschleimhaut nehmen Kühe Gerüche aus der Umgebung wahr. Sie erkennen bekannte Tiere und Menschen – und prüfen die Qualität der Futtermittel.

beste Freundin

Kühe erkennen ihre Herdenmitglieder am Körpergeruch. Fremde Tiere werden zunächst intensiv berochen.

eigenes Kalb

Kühe identifizieren ihr eigenes Kalb an seinem Geruch. Einer Mutterkuh ein Ammenkalb unterzuschieben gelingt am besten, wenn es riecht wie ihr eigenes.

bekannte Menschen

Kühe können auch Personen alleine am Körpergeruch erkennen. Sie riechen wer zum Betrieb gehört und wer fremd ist.

fremde Besucher

Mit betriebseigenen Überkleider riechen Besucher eher wie vertraute Personen. Neben sanitarischen Überlegungen ein weiterer Punkt, der für sie spricht. 

Die Futterqualität

Das Futter wird streng über den Geruch ausgewählt. Kleinste Qualitätsmängel werden sofort gerochen. Die Futteraufnahme sinkt.

Futtervorlage

Kühe reagieren sensibel auf den Geruch von Speichel im Futter. Sie fressen lieber Futter, das noch unberührt ist. Der Futterverzehr steigt durch häufige frische Futtervorlage.

Standweide

Kühe meiden Weidestellen, die mit Kot verschmutzt waren, für längere Zeit. Deshalb bleiben dort höhere Grasbüschel stehen.

Hundekot

Der Geruch von Hundekot wirkt auf Kühe sehr abstossend. Es reicht schon sehr wenig, um grosse Mengen Futter für Kühe ungeniessbar zu machen.

Das Jacobsonsche Organe

Das Jacobsonsche Organ im Boden der Nasenhöhle analysiert spezielle Geruchssignale: Botenstoffe (Pheromone), die in Urin, Kot und Schweiss ausgeschieden werden. In der Nasenschleimhaut der Kühe befindet sich seitlich der Öffnung des Jacobsonschen Organs ein Venengeflecht. Die Kuh kann diese Gefässe willentlich verengen und so den flüssigen Nasenschleim, in dem die Pheromonmoleküle gelöst sind, in das Innere des Organs hineindrücken. 

Kommunikation über Geruchssignale

Kühe kommunizieren im speziellen Signale, die für die Sicherheit und den Zusammenhalt in einer Herde wichtig sind über den Geruch. Wir verstehen diese Botschaften nicht, weil wir sie nicht wahrnehmen.

Gefährliche Situationen

Kühe in Angst setzen immer Kot ab - daraufhin entsteht Unruhe in der Herde. Denn Stress-Pheromone, die so freigesetzt werden, warnen die Herdenmitglieder vor gefährlichen Situationen. 

Gestresste Menschen

Gestresste Menschen scheiden unwillkürlich dieselben Botenstoffe über die Schweissdrüsen aus. Sie signalisieren ebenfalls: „Es herrscht Gefahr!“. Je entspannter wir sind, umso ruhiger bleibt die Kuh.

Geklärte Rangordnung

Bei vielen Tierarten – auch bei den Rindern – helfen Pheromone die Rangordnung einer Herde zu klären und stabil zu halten. 

Eindeutiger Zyklusstand

Über Duftdrüsen in der Scheidenschleimhaut wird der Zyklusstand kommuniziert wird. Leider können wir nicht wahrnehmen, wie speziell brünstige Kühe riechen – sonst wäre Brunsterkennung  einfach.

Flehmen

Wollen Kühe mit dem Jacobsonschen Organ die Pheromone besonders intensiv analysieren, ziehen sie ihre Oberlippe nach oben. Dadurch schliessen sie die Geruchspartikel in die schlauchartige Ausbuchtung dieses Organs ein. Sie „flehmen“ – und bestimmen so z.B. den Status des Brunstzyklus einer anderen Kuh . Deshalb flehmen brünstige Kühe oder Stiere besonders häufig.