Das Milcheiweiss und die Energieversorgung
Milcheiweiss und Bedingungen im Pansen
Das Milcheiweiss spiegelt die Menge an APD wider, die der Dünndarm der Kuh enzymatisch verdaut und absorbiert.
Je besser die Lebensbedingungen im Pansen für die futteraufspaltenden Mikroben sind, umso mehr APD fällt im Darm an und umso höher ist der Eiweissgehalt der Milch.
Die Mikroben nutzen Energie
Denn die Pansenmikroben ernähren und reproduzieren sich mit Stickstoff bzw. Ammoniak, den sie aus dem Abbau von Rohprotein gewinnen.
Sie nutzen dazu die Energie, die durch die Fermentation der Kohlenhydrate verfügbar wird.
Dadurch können sie wachsen und sich vermehren – die Menge Mikrobenprotein im Pansen nimmt unter guten Bedingungen zu.
Tiefer Eiweissgehalt
Tiefe Eiweissgehalte (< 3.00%) zeigen also, dass die Energieversorgung im Pansen und somit auch diejenige der Kuh ungenügend ist.
Liegen gleichzeitig auch die Hanstoffwerte deutlich unter 20mg/dl können tiefe Eiweissgehalte auch durch eine ungenügende Eiweissversorgung provoziert werden.
Tiefes Eiweiss, was tun? – Praxis-Tipp
- Überwache Deine Startphasekühe regelmässig (wöchentlich) mit einem Ketosetest
- Prüfe das Fett-Eiweiss-Verhältnis in der Milch
- Überprüfe die Ration mit dem Futterplan – passe sie gegebenenfalls der Milchleistung an.
- Prüfe den Ablauf Deiner Fütterung und setze verzehrsfördernde Massnahmen um
Folgen des Energiemangels
- Mobilisierung von Körperfettreserven (Abmagern)
- Stoffwechselstörung (Ketose)
- Fruchtbarkeitsstörungen: Die Kühe laufen nicht an (Azyklie), Stille Brunst und Zysten.
Folgen der Fettreserven
Die Folgen der Fetteinlagerung werden in der Folgelaktation sichtbar:
- Geburtsprobleme
- Begrenzte Futteraufnahme in der Startphase
- Stoffwechselerkrankungen (Festliegen, Ketose)
- Fruchtbarkeitsstörungen (Azyklie, Stille Brunst, Zysten)
Hohes Milcheiweiss, was tun ? – Praxis-Tipp
- Überwache die Körperkondition Deiner Kühe regelmässig mit BCS (Body Condition Score), denn die Fettreserven werden schleichend angelegt und fallen Dir sonst zu spät auf.
- Reduziere die Ergänzungsfütterung (Kraftfutter) rechtzeitig.
- Senke die Nährstoffdichte der Ration, reduziere energie- und proteinreiche Grundfuttermittel ( z.B. Futterrüben; Maissilagen, Grassilagen, Emd ...)
- Verdünne die Ration mit mittlerem Heu
- Vergleiche die Ration bezüglich Ausgeglichenheit und Leistungsniveau mit Deinem Futterplan.
- Achtung: Es ist zu spät, verfettete Galtkühe abzuspecken ! Stoffwechselprobleme schon vor dem Abkalben und Fruchtbarkeitsstörungen in der nächsten Laktation sind vorprogrammiert. Die Galtration muss den Bedürfnissen der Galtkühe angepasst ist. Fette Kühe müssen zudem besonders gut angefüttert werden.
Typischer Verlauf des Eiweissgehalts
In vielen Herden rutschen die Eiweissgehalte der Startphasetiere vermehrt unter 3.00% - dafür klettern die Eiweissgehalte vieler Altmelkkühe über 3.80%.
Das bedeutet: Diese Tiere verfetten gegen Ende der Laktation und magern nach dem Abkalben ab. Viele werden erst spät tragend und verfetten wieder – ein Teufelskreis hat begonnen.