Machtspiel oder Zärtlichkeit?
Problematik/Bildaussage:
Die beiden Kuh-Schwestern sind aneinander geraten.
Ist es ernst oder ein liebevolles Aufeinandertreffen?
Was funktioniert (nicht)?
Auf der Weide können sich die Kühe frei bewegen, miteinander kommunizieren, aneinandergeraten oder sich aus dem Weg gehen.
Sie tauschen sich auf natürliche Weise aus. Bei genug Platz ist der soziale Stress meist gering.
Ursachen
Verwandtschaftsgrade spielen bei den Tieren oft überhaupt keine Rolle. Es kommt auf ganz andere, für uns Menschen unverständliche oder unbekannte Faktoren drauf an, wie sich Tiere untereinander verhalten. Sie machen die Rangordnung untereinander aus, lecken sich gegenseitig, liegen in der Nähe von immer denselben Tieren etc.
Was in Kuhherden gut beobachtet werden kann, dass es Leittiere (Alpha-Tiere) gibt. Diese gehen zuerst zum Fressen, Trinken, führen die Herde auf dem Weg zur Weide an, liegen auf dem beliebtesten Liegeplatz, etc.
Treffen zwei Alpha-Tiere aufeinander, müssen sie zwingend zuerst die Rangordnung klären. Rangniedere Tiere nennt man je nach sozialem Grad Beta- oder Gamma-Tiere. Diese klären ihren Platz in der Herde meist mit ganz subtilen Kuhsignalen ab: Kopf oder Körper abwenden, davon laufen, etc. Werden sie von Artgenossinnen geplagt, haben sie (sozialen) Stress.
Ziel
Alle Tiere in einer Herde müssen genug Futter, Wasser und Ruhezeiten bekommen. Sozialer Stress sollte gering sein, denn Stress beeinträchtigt die Leistung und Gesundheit negativ.
Massnahmen
Insbesondere bei den rangniedrigsten Gamma-Tieren muss vom Menschen darauf geachtet werden, dass sie bei frei zugänglichen Futter und Wasser nicht dauernd verdrängt werden.
Es sollten mehr Liegeplätze als Tiere in einem (Freilauf)Stall zur Verfügung stehen, damit sich die Tiere ausweichen können. In den Brunstäusserungen müssen sie besonders gut beobachtet werden, weil sie wegen ihrem niedrigen Rang in der Herde oft auch in ihrem (Brunst) Verhalten unterdrückt werden.
Beratungsartikel
Mehr zu Körpersprache, Rangordnung und Distanzverhalten findest Du im Beratungsartikel „Eine Kuh sagt mehr als Muh“ (Toro 03/2018)