Wichtiges über Stickstoff N2
Wenn Du mit Tiefgefriersperma besamest, gehst Du täglich mit flüssigem Stickstoff um. Deshalb ist es wichtig, dass Du die physikalischen und chemischen Eigenschaften dieses Stoffes etwas kennst. So erkennst Du Gefahren und kannst Unfällen vorbeugen.
Beratungsartikel (PDF)
Eine eiskalte Angelegenheit 07/15
Chemische Eigenschaften
Flüssiger Stickstoff ist -196° kalt und kann so zu akuten Erfrierungen der Haut führen, die aussehen wie starke Verbrennungen.
Man kann Stickstoff weder riechen noch schmecken, er ist unsichtbar und er macht einen grossen Teil unserer Luft aus: 78% sind N2, 20% sind Sauerstoff O2 und die restlichen 2% sind weitere Gase.
Stickstoff ist an sich ungiftig und nicht brennbar. Er sinkt aber nach unten und verdrängt dort am Boden Sauerstoff. Diese Eigenschaft kann gefährlich werden, wenn ein Samencontainer bei einem Autounfall umkippt und ausläuft. Hier besteht große Erstickungsgefahr, weil die grosse Menge an Stickstoff den Sauerstoff in der Luft im kleinen Autoraum verdrängt.
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Lebenswichtig, praktisch, günstig 08/15
Umgang mit dem Container
Beachte deshalb beim Umgang mit Stickstoff und Stickstoffcontainern, dass Du nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen arbeitest. Dies gilt insbesondere für das Einfüllen von Stickstoff in die Container, bei dem es manchmal ganz schön dampft und nebelt.
Dichte deinen Container nie vollständig ab und verwende immer den zu Deinem Container dazu gehörigen Originalpfropfen. Ansonsten besteht Explosionsgefahr wegen Überdruckverhältnissen.
Sichere deinen Container in deinem Praxisauto unbedingt vor dem Umkippen, um ein Auslaufen auch bei einem Unfall unbedingt zu verhindern. Dazu gehört auch die Fixierung des Deckels..
Wie immer gilt, dass Gefahrenstoffe zu denen flüssiger Stickstoff zählt, für Unbefugte und speziell Kinder nicht erreichbar sein dürfen.
Notfallmassnahmen
Bei Kontakt mit flüssigem Stickstoff gelten folgende Notfallmassnahmen:
- Ziehe mit Stickstoff benetzte Kleidungsstücke sofort aus!
- Spüle die betroffene Stelle oder auch die Augen sofort mit viel Wasser ab und zwar minutenlang, insbesondere die Augen!
- Bei Blasenbildung oder Gefühllosigkeit an den erfrorenen Stelle gehe bitte sofort zum Arzt.
- Dass immer etwas passieren kann, zeigt Dir das Foto: Die verbrannten Finger gehören einem erfahrenen Besamungstechniker.
Nachschub von Samendosen
Sei Dir immer bewusst, dass Pailletten schon einen größeren Weg zurück legen, bis sie schließlich in Deinem Container landen. Sie werden -bis sie bei Dir angekommen sind, bereits mehrmals umgesetzt. Von der Einfriermaschine in der Samenfertigung, in ein Quarantänegefäß vom Quarantänegefäß ins Hauptlager, ins Auslieferungslager - Importsperma hat zum Teil eine Zollkontrolle hinter sich, in der die Identität der Pailletten überprüft wird usw.
Wichtig daher für Dich: achte darauf, was auf dem letzten Weg der Paillette in Deinen Container passiert. Deshalb sollte beim Samennachschub das Umsetzen der Pailletten immer unter Stickstoff erfolgen.
Eigene Untersuchungen haben gezeigt, dass es für die Befruchtungsfähigkeit der Pailletten dabei einen signifikanten Unterschied macht, ob im Samencontainer, in den die Samendosen eingesetzt werden zuerst Stickstoff und dann Pailletten nachgefüllt werden oder andersherum. Also: Zuerst Stickstoff einfüllen, dann Samendosen umplatzieren.
Eine weitere Nachlässigkeit, die sich schnell einschleicht, ist dass Pailletten beim Umsetzen in die Feldcontainer mit den Fingern gegriffen oder abgezählt werden. Auch dies erwärmt die Pailletten viel stärker als wenn man mit Pinzetten arbeitet, mit denen man auch im flüssigen Stickstoff Pailletten abzählen kann, was man mit den Fingern besser vermeiden sollte...
Es ist letztlich Dein Besamungserfolg, der leidet.
Defekte Container
Die größte Gefahr bei der Lagerung von Tiefgefriersperma ist, dass der Container aus Unachtsamkeit doch „trocken“ wird, die Samenpailleten im leeren Container auftauen und damit unfruchtbar geworden sind.
Container, die Reif ansetzen sind undicht, verlieren also unkontrolliert mehr Stickstoff als normalerweise und müssen dringend bei der Besamungsstation ausgetauscht werden.
Wenn ein Container „schwitzt,“ ist er undicht und Stickstoff entweicht in grossen Mengen als Gas.